Donnerstag, 9. Juli 2009
Einen Korb bekommen...

Man würde es vielleicht nicht glauben, wenn es nicht die passenden Abbildungen gäbe, zum Beispiel auf dem berühmten Sprichwörter-
bild von Pieter Brueghel von 1559. Dort wird jemand in einem Korb aufs Dach eines Hauses gezogen, aber der Boden des Korbes ist gerade herausgebrochen und die Jammergestalt hängt schon mit ihrem Hinterteil in der Luft, wird jeden Augenblick gänzlich durchfallen (...).

Ein Mädchen, das einen Heiratsantrag ablehnte, konnte sich so verständlich machen: Es ließ den präparierten Korb hinunter, worauf das Unheil seinen Lauf nahm und der Freier ›begriff‹.

Der Brauch soll im Mittelalter aufgekommen sein, wobei es sich allerdings um das sehr späte gehandelt haben muss, denn die Entscheidung zur Ehe wurde zuvor nicht aufgrund von Liebe, sondern nach wirtschaftlichen Abwägungen getroffen. Und nicht die Frau, sondern ihre Familie mit dem Mundwart (dem Vater beziehungsweise ersatzweise dem Onkel oder Bruder) entschied beziehungsweise ›bevormundete‹ die Frau.

Aber das Sprichwort hält die handgreifliche Form der Emanzipation wenigstens als Ausnahme fest und passt gut zu weiteren Körben, die damals im Gebrauch waren. So konnte man jemanden im Korb hängen lassen.

Auch Schwänke haben sich erhalten, in denen der große antike Dichter Vergil von der Tochter des Kaisers nach der vermeintlichen Aussicht auf ein Liebesabenteuer auf diese Weise lächerlich gemacht wird. Ob Hängen oder Fallen: In Resten ist beides bis heute erhalten geblieben. Jeder weiß, was es heißt, wenn man jemanden hängen lässt.

Und durchs Examen fallen dürfte ebenso bekannt sein wie die bodenlose Gemeinheit. Weil die Frauen in diesen seltenen Fällen einmal als durchaus überlegene Aktricen (und nicht immer als gnadenlos Betroffene) vorkommen, mag auch noch eine weitere sprichwörtliche Redensart herangezogen werden, die dazu passt: jemanden abspeisen. Wieder geht es dabei um Brautwerbung und wieder um Verweigerung. Der Werbende holte sich sein Urteil bei einem Essen in der Familie der Braut ab und wusste ganz genau, was mit dem ›Aufgetischten‹ gemeint war. In Deutschland bedeutete meist Käse (im Gegensatz zu Schinken) das bittere Aus, in Frankreich waren es gekochte Eier.

Eine andere Redensart besagt freilich, dass es Männer mit guten Nerven gab – sie ließen sich nicht abspeisen. Und was hat es auf sich mit jemanden abblitzen lassen, das ja auch bei der Abweisung von Werbern gebräuchlich ist? Hier liegt das Bild vom Zünden des Pulvers auf der Gewehrpfanne zugrunde, ohne dass der Schuss losgeht. Auf das Schnelle, Schroffe ist abgehoben, das auch mit dem Verpuffen verbunden ist. Diesmal also kein Brauch, schon gar kein mittelalterlicher. Die noch reichlich untauglichen Gewehre des frühen 19. Jahrhunderts sind es, die bei diesem Sprichwort Pate stehen.

Quelle: www.reclam.de/print/detail/...

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